Auf dem Wohnungsmarkt herrscht eine historisch angespannte Situation. Bedingt durch die hohen Zuwanderungszahlen besteht ein erheblicher Mehrbedarf, der nicht durch die aktuellen Bauaktivitäten gedeckt ist. Einen Umzug sollten Mieter daher nur in Erwägung ziehen, wenn sich dadurch eine deutliche Steigerung der Lebensqualität ergibt.
Die vorliegende Studie zeigt, in welchen Regionen Deutschlands sich Mieter noch glücklich schätzen dürfen und wo Verbesserungspotenzial besteht. Hierzu wurden eine Vielzahl von Faktoren ausgewertet, welche einen direkten Einfluss auf die Wohnqualität besitzen.
Nachstehend folgt eine Übersicht der insgesamt 400 Kreise und Städte, welche hinsichtlich ihrer Lebensqualität ausgewertet wurden. Eingeflossen sind hierfür Faktoren mit Bezug zur Wirtschaftskraft, Infrastruktur, Gesundheitsversorgung, Bildung, Kriminalität sowie naturnahen Umgebung.
Orte mit der höchsten und niedrigsten Wohnqualität
Als der Ort mit der höchsten Wohnqualität für ihre Bewohner ist Starnberg hervorgegangen. Dort können sich die Einwohner über die höchste Lebensqualität erfreuen und finden die besten Bedingungen vor. Weiterhin in den Top-Positionen vertreten sind Erlangen, München sowie Bamberg. Im deutschlandweiten Vergleich können sich die Einwohner in diesen Orten glücklich schätzen.
Ein Gefälle hinsichtlich der Wohnqualität ist sowohl von Nord nach Süd als auch West nach Ost erkennbar. Die Kreise im Osten Deutschlands belegen fast durchgehend die hinteren Ränge. Verantwortlich sind vor allem die geringe Wirtschaftskraft und das sich daraus ergebene niedrige verfügbare Einkommen. Zwar sind die Mieten dort relativ niedrig, doch befinden sich die sonstigen Lebenshaltungskosten auf einem ähnlichen Niveau wie im Süden Deutschlands. So steht den Haushalten weniger Geld zur Verfügung, was sich spürbar auf den Lebensstandard auswirkt.
Außerdem zeichnet sich in den Regionen Ostdeutschlands eine zunehmende Landflucht ab. Kleinere Orte leiden am Bevölkerungsrückgang, was sich langfristig in immer geringeren Investitionen in die Infrastruktur abzeichnet. So entsteht ein Teufelskreis, der die Regionen immer unattraktiver für ihre Bewohner werden lässt.
Ähnlich sieht die Lage auch in den dünner besiedelten Regionen in Norddeutschland aus. Zwar ist dort die Wirtschaftskraft noch stärker, doch zeigen sich hier ebenfalls die negativen Folgen der Landflucht. Supermärkte, Autobahnen oder Schulen sind schwerer zu erreichen. Auch die Gesundheitsversorgung büßt an Qualität ein, da immer weniger Ärzte sowie Krankenhausbetten zur Verfügung stehen.
Im Westen ist die Lage wechselhaft. Das Rheinland sticht als Metropolregionen mit einer größeren Attraktivität hervor. Hier verfügen Haushalte über eine annehmbare Kaufkraft und profitieren von einer stärker ausgebauten Infrastruktur.
Deutlich positiv hebt sich der Süden Deutschlands ab. Insbesondere in der Region um München ist die Lebensqualität besonders hoch. Zwar müssen Mieter dort mit den höchsten Mietpreisen pro m² leben, doch gleicht sich dies durch das höhere Lohnniveau wieder aus. In Summe bedeutet dies, dass die Mieter dort ein deutlich höheres verfügbares Einkommen besitzen. Zudem haben Schüler dort die besten Bildungschancen und die Kriminalitätsrate ist vergleichsweise gering.
All dies sind Faktoren, die München und das Umland zu der lebenswertesten Region für die Bewohner werden lassen. Wer also die Möglichkeit hat, dort eine bezahlbare Wohnung zu finden, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit bessere Lebensbedingungen dort vorfinden.
Berechnung
Zur Berechnung der Attraktivität der Region sind insgesamt 23 Faktoren eingeflossen. Diese setzen sich aus verschiedensten Bereichen zusammen, um möglichst realitätsnah die Lebensqualität abzubilden.
Als Datengrundlage dient im Wesentlichen das INKAR[1]. Dort wurden die Daten für die jeweiligen Kreise ausgewertet und eine Rangfolge erstellt. Die Ränge von 1 bis 400 wiederum sind mit Punkten versehen. Wer am Ende die niedrigste Gesamtpunktzahl aufwies, hat im Durchschnitt den besten Rang belegt.
Nachstehend erfolgt eine Betrachtung jeder einzelnen Einflussfaktoren. So können Mieter für sich selbst entscheiden, welche Bereiche eine höhere Priorität besitzen und für einen Umzug besonders relevant sind.
Wirtschaftskraft
Die wirtschaftliche Lage ist einer der Grundpfeiler für die Betrachtung der Attraktivität der Makrolage. Stehen genügend Arbeitsplätze zur Verfügung, erwirtschaften die Einwohner ein überdurchschnittliches Einkommen, wirkt sich dies positiv auf die Lebensqualität aus.
Studien[2] zeigen, dass das Einkommen direkt mit der Lebenszufriedenheit in Verbindung steht. Dabei ist nicht nur die absolute Höhe, sondern insbesondere der relative Vergleich bedeutsam.
In den Regionen, die die Spitzenränge belegen, dürfen sich die Einwohner über eine hohe finanzielle Stabilität freuen. Die hinteren Ränge hingegen sind häufiger von einer ausgeprägten Arbeitslosenquote, Armut und prekären Verhältnissen gezeichnet.
Bruttoinlandsprodukt
Das Bruttoinlandsprodukt gibt den Wert aller Waren und Dienstleistungen an, die in dieser Regionen erwirtschaftet wurden. Es wird häufig als Gradmaß zur Bewertung des Wohlstandes genommen.
Auf der Spitzenposition sticht Wolfsburg hervor. Jeder Einwohner erwirtschaftet dort durchschnittlich mehr als 150.000€ pro Jahr.
Ganz fair ist diese Berechnung jedoch nicht. Denn ein Großteil dieser Wirtschaftsleistung wird von Pendlern aus dem Umland sowie Berlin erbracht. Diese zählen nicht als Einwohner Wolfsburg, heben aber das Bruttoinlandsprodukt an. So ergibt sich, dass VW als treibende Kraft in Wolfsburg zu einem außergewöhnlich hohen BIP je Einwohner führt.
Auffällig schwach sind der Osten Deutschlands sowie die Südpfalz. Diese Regionen profitieren kaum von der Automobilindustrie, welche eine der Hauptmotoren der Wirtschaftskraft Deutschlands darstellt. Lediglich die Großstädte in den östlichen Bundesländern können mit einem überdurchschnittlichen BIP je Einwohner aufwarten. Die ländlich geprägten Teile stellen hingegen die Schlusslichter dar.
Haushaltseinkommen
Neben dem BIP wird das Haushaltseinkommen als Einflussfaktor hinzugezogen. Dieses ist je Person des Haushaltes berechnet. Ein höheres Haushaltseinkommen spricht für einen größeren Wohlstand.
Zu erkennen ist auch hier ein Ost-West-Gefälle. Regionen im Osten Deutschlands weisen ein niedrigeres Haushaltseinkommen auf als die Kreise im Westen oder Süden. Lediglich Gelsenkirchen sowie Duisburg stechen negativ im Westen hervor. Sie sind geprägt vom Strukturwandel infolge der jahrzehntelangen Abhängigkeit der Kohleindustrie.
Sicherlich ist es berechtigt, darauf hinzuweisen, dass die Haushaltseinkommen nicht gleichsam miteinander vergleichbar sind. Denn einige Kostenpunkte passen sich dem Einkommen an. So müssen Mieter im Osten für eine Wohnung gleichen Zustands und Größe deutlich weniger ausgeben als im Süden.
Anders als häufig behauptet, gleichen die günstigeren Preise aber keinesfalls die Differenz im Einkommen aus. Sie stellen lediglich einen Tropfen auf dem heißen Stein dar, was sich anhand der Kaufkraft in der folgenden Karte belegen lässt.
Kaufkraft
Die Kaufkraft ergibt sich aus dem Einkommen minus den monatlich wiederkehrenden Kosten. Der Betrag stellt grob die Summe dar, die den Einwohnern für Konsumausgaben zur Verfügung steht und nicht zum Beispiel in die Miete fließt. Somit besteht ein fairer Vergleich zwischen den Regionen, da sowohl die Unterschiede im Einkommens- als auch Fixkostenniveau betrachtet werden.
Im Vergleich schneiden die östlichen Regionen deutlich schlechter ab. Dass Haushalte dort über ein geringeres Einkommen verfügen, ist kein Geheimnis. Häufig wird jedoch behauptet, dass die Miete und sonstigen Fixkosten deutlich niedriger seien.
Das Diagramm der Kaufkraft zeigt auf, dass es nicht so ist. Den Haushalten steht weniger Geld für Konsumausgaben zur Verfügung, sodass die Lebensqualität davon negativ betroffen ist.
Schuldnerquote
Die Schuldnerquote gibt an, wie hoch der Anteil der Erwachsenen ist, die überschuldet sind. Es handelt sich also nicht um Personen, die einfach nur einen kleinen Konsumkredit aufgenommen haben, sondern um Schuldner, die auch in absehbarer Zeit Ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen können.
Hier zeichnet sich ein deutliches Bild in den östlichen Regionen ab. Teilweise gelten mehr als 10 Prozent der Erwachsenen als überschuldet. Sie sind nicht in der Lage, in naher Zukunft die Schulden zurückzuzahlen, sodass nur eine Privatinsolvenz eine langfristige Lösung darstellt.
In den südlichen Gebieten hingegen ist der Anteil durchgehend bei weniger als 5 Prozent. Somit stellt die Schuldnerquote eine logische Folge der Kaufkraft dar und zeigt die wirtschaftlich prekären Verhältnisse des Ostens auf.
Altersarmut
Eigentlich verfügt Deutschland über ein umfangreiches Rentensystem. Arbeitnehmer sind dazu verpflichtet, darin einzuzahlen, um im Alter abgesichert zu sein. Doch sich allein auf die gesetzliche Rente zu verlassen, könnte gefährlich sein. Insbesondere Frauen sind aufgrund der Erziehungszeiten und der Teilzeitarbeit häufiger von der Altersarmut betroffen.
Die Altersarmut zeigt sich anhand der Senioren, die auf die Grundsicherung angewiesen sind. Im Osten sind dies verhältnismäßig wenige Personen. Sie erhalten deutliche staatliche Zuschüsse zur Rente, um die Lücke zu schließen, sodass die Grundsicherung hierbei seltener greift. Gefährdet ist hingegen der Nordwesten.
Kinderarmut
Die Kinderarmut ist ein Indikator für die Zukunftsaussichten der jeweiligen Region. Kinder, die bereits in Armut aufwachsen, müssen größere Anstrengungen betreiben, um diesen Verhältnissen zu entkommen.
Definiert ist die Kinderarmut als sämtliche SBGII Leistungsberechtigte unter 15 Jahren. Wachsen diese in einem Haushalt auf, welcher leistungsberechtigt ist, steigt das Risiko, auch im Erwachsenenalter auf Sozialleistungen angewiesen zu sein.
Ein Gefälle ist hierbei deutlich von Nord nach Süd zu erkennen. Der Süden ist deutlich stabiler aufgestellt. Lediglich in Großstädten ist der Anteil an Kindern höher, die leistungsberechtigt sind.
Negativ fallen wenige Großstädte im Westen auf. In Essen sind etwa knapp 30 Prozent der Kinder SGBII leistungsberechtigt. Somit ist die Frage berechtigt, welche Anstrengungen unternommen werden, um diesen Trend umzukehren und bessere Zukunftsaussichten zu schaffen.
Infrastruktur
Die Infrastruktur stellt grundlegende Rahmenbedingungen für die Lebensqualität dar. Je besser die Anbindung an den öffentlichen Verkehr sowie die Versorgung in der direkten Umgebung, desto besser sind die Grundvoraussetzungen für die Einwohner. Die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass sich dort Unternehmen ansiedeln und eine positive Entwicklung eintritt.
Werden Investitionen in die Infrastruktur hingegen vernachlässigt, belastet dies die zukünftige Entwicklung. Sowohl Unternehmen als auch die Bevölkerung wandern ab und lassen sich lieber in Regionen nieder, in denen eine bessere Versorgung besteht. Zurück bleiben verlassene Dörfer und ganze Landstriche, die nicht gerade einladend wirken.
Supermärkte
In den USA erhält das Phänomen der „Food Deserts“ eine immer größere Aufmerksamkeit. Haushalte befinden sich in einer größeren Entfernung zu Supermärkten. Ihr Zugang zu frischen Lebensmitteln ist erschwert, weshalb Sie vermehrt zu stark verarbeiteten Produkten greifen und unter einer Mangelernährung leiden.
In Deutschland ist dieses Risiko zum Glück noch deutlich geringer. Discounter und Supermärkte befinden sich meist selbst in kleineren Städten in ausreichender Zahl. Dennoch sollte der Zugang im Sinne der Lebensqualität berücksichtigt werden.
Die Nahversorgung der Supermärkte gibt an, wie hoch der Anteil der Einwohner ist, die maximal einen Weg von 1km zum nächsten Supermarkt auf sich nehmen müssen. Je geringer der Anteil ist, desto höher ist das Risiko einer Mangelernährung und der Zugang zu frischen Lebensmitteln ist erschwert.
In der Karte ist regional kein eindeutiger Trend erkennbar. Wenig überraschend besteht die größte Differenz zwischen den Metropol- und ländlichen Regionen. Je geringer die Bevölkerungsdichte, desto geringer ist der Anteil an Einwohnern, die in der Nähe einen Supermarkt zur Verfügung haben.
Haltestellen
Der Zugang zum öffentlichen Nahverkehr ist bedeutsam, um die Abhängigkeit vom PKW zu reduzieren. Wichtig ist dies insbesondere für Haushalte mit niedrigem Einkommen sowie Kindern und Jugendlichen.
Die Nahversorgung gibt an, wie hoch der Anteil der Einwohner der Region ist, die in einer Entfernung von max. 1km über einen Anschluss an den ÖPNV verfügen. Erwartungsgemäß ist die Abdeckung in den ländlichen Gebieten deutlich schlechter. Lediglich in den Großstädten sowie Ballungsgebieten besteht ein besserer Zugang zum ÖPNV.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Entfernung der Haltestellen wenig über die Qualität des ÖPNV aussagt. Fährt auf dem Land lediglich zwei Mal am Tag der Bus, stellt dies nicht gerade eine ausreichende Abdeckung dar.
Pendler mit Arbeitsweg von mehr als 50km
Der Arbeitsweg gilt offiziell zwar nicht als Arbeitszeit, ist aber auch nicht als Freizeit anzusehen. Je weiter entfernt die Arbeitsstelle ist, desto weniger Zeit verbleibt für die Freizeitgestaltung. Zudem steigen die Kosten, die nur zu einem geringen Teil von der Pendlerpauschale abgedeckt sind.
Negativ sieht die Lage vor allem für die Einwohner in Brandenburg aus. Hier ist der Anteil an Pendlern relativ hoch, deren Arbeitsstelle sich in Berlin befindet. Sie müssen entsprechend weite Wege auf sich nehmen. Trotz einer guten Anbindung an die Regionalbahnen kostet der lange Pendlerweg kostbare Zeit und senkt die Lebensqualität.
Selbst in den ländlichen Regionen im Norden sowie Westen sieht die Anbindung deutlich besser aus. Die Arbeitsplätze sind weniger auf einzelne Ballungszentren konzentriert, sondern breiter verteilt, sodass Arbeitnehmer dort von kürzeren Wegen profitieren.
Autobahnanbindung
Autobahnen stellen wichtige Verkehrsknoten innerhalb Deutschlands dar. Sie ermöglichen kürzere Fahrzeiten und stellen nicht nur für den Urlaub eine Erleichterung dar. Je schneller die Autobahn erreichbar ist, desto kürzer sind die Fahrtzeiten und Transportwege. Daher gelten sie auch als Einflussfaktor für die Wirtschaftskraft.
Lücken weisen insbesondere Regionen in Niedersachsen auf. Ansonsten ist die Abdeckung relativ ausgeglichen und Fahrtzeiten von 20 Minuten sind noch verkraftbar.
Erreichbarkeit von Fernbahnhöfen
Da nicht alle Haushalte über einen PKW verfügen, ist auch die Anbindung an Bahnhöfen für den Fernverkehr relevant. Dies ist besonders für Haushalte mit niedrigem Einkommen ein wichtiger Faktor, da sie seltener über ein eigenes Fahrzeug verfügen.
Hier zeigt sich ebenfalls ein differenziertes Bild. Schwerer haben es die Einwohner in den Randgebieten Deutschlands. Dort sind seltener Fernbahnhöfe in der Nähe, sodass Sie weitere Wege auf sich nehmen müssen.
Internetqualität
Das Internet mag zwar für manche Politiker noch Neuland sein, doch ist es für die meisten Privatpersonen nicht mehr aus dem Alltag zu denken. Es stellt eine wichtige Grundlage dar, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Als Indikator für die Internetqualität gilt die Anbindung an eine Leitung mit mindestens 100Mbit/s. Dies mag zwar technische bereits eher einem älteren Stand entsprechen, doch genügt diese Geschwindigkeit zumindest für die Grundversorgung.
Wenig überraschend, ist der Ausbau in den Großstädten und Ballungsgebieten fortgeschrittener. Dort steht zudem häufig bereits Glasfaser bereit, sodass deutlich bessere Geschwindigkeiten erreichbar sind.
Mit dem Aufkommen des vermehrten Arbeitens im Homeoffice sollte der Internetausbau eigentlich als Chance begriffen werden, um ländliche Regionen attraktiver zu gestalten. Die Realität zeigt jedoch, dass weiterhin ein Gefälle besteht und in Ballungsgebieten die Internetversorgung wesentlich besser ist.
Gesundheitsversorgung
Die Lebenserwartung und Lebensqualität stehen unter dem direkten Einfluss der Gesundheitsversorgung. Je mehr Ärzte in einer Region praktizieren, desto kürzer sollten die Wartezeiten und besser die medizinische Versorgung sein.
Je schlechter die Abdeckung ist, desto weitere Wege müssen Patienten zurücklegen und größere Anstrengungen tätigen. Auch die Qualität der Versorgung könnte darunter leiden, sodass spezielle Fachbehandlungen nur unter Einschränkungen angeboten werden.
Die folgenden Faktoren geben einen Einblick darüber, wie gut die Gesundheitsversorgung in den bestimmten Regionen ist. Diese sind jeweils anteilig auf die Anzahl der Einwohner bezogen, sodass ländliche Regionen besser mit Ballungsgebieten vergleichbar sind.
Hausärzte
Die Anzahl der Hausärzte pro 10.000 Einwohner gibt Auskunft darüber, wie gut die tägliche medizinische Versorgung ist. Je mehr Ärzte erreichbar sind, desto schneller sind Termine wahrnehmbar.
Die Karte veranschaulicht das Problem der mangelhaften ländlichen Versorgung. Immer weniger Ärzte möchten sich auf dem Land niederlassen. Die Versorgung ist insbesondere im östlichen Teil unzureichend. Als wichtiger Faktor für die wahrgenommene Infrastruktur besitzt der Rückgang der Hausärzte einen großen Einfluss auf die Landflucht. Sind kaum mehr Ärzte erreichbar, suchen Einwohner lieber die Nähe zu den Ballungsgebieten, da dort die medizinische Versorgung deutlich vielversprechender ist.
Apotheken
Ähnliches gilt auch für die Erreichbarkeit von Apotheken. Hierfür wird betrachtet, wie hoch der Anteil der Einwohner ist, die in der Nähe einer Apotheke wohnen. Ist diese maximal 1km entfernt, ist sie noch fußläufig erreichbar, sodass eine gute Versorgung besteht.
Sind Apotheken hingegen nur in größerer Entfernung vorhanden, sind diese deutlich komplizierter erreichbar. Nicht jeder Haushalt besitzt einen PKW oder ist in der Lage, die weiten Wege auf sich zu nehmen. So droht die notwendige medizinische Versorgung nicht sichergestellt zu sein.
Ungenügend ist die Anzahl der Apotheken vor allem auf dem Land. In den Städten ist die Abdeckung umfangreich und für die meisten Haushalte unproblematisch. In weniger dicht besiedelten Gebieten zeigen sich jedoch die gleichen Rückgänge wie bei der Anzahl der Hausärzte.
Krankenhausbetten
Ein weiterer wichtiger Indikator zumindest über die Quantität der Gesundheitsversorgung ist die Anzahl der Krankenhausbetten je 1.000 Einwohner. Je mehr Betten vorhanden sind, desto geringer ist das Risiko, dass Patienten in weiter weg gelegene Krankenhäuser gebracht werden müssten oder nur eine unzureichende Behandlung erfolgt.
Tendenziell ist hier der Osten noch besser aufgestellt. Dieser profitiert bei diesem Indikator von der Infrastruktur, die teils vor Jahrzehnten etabliert wurde. Aufgrund des Bevölkerungsrückgangs bestehen dort sogar Überkapazitäten. Fraglich ist jedoch, wie lange diese bestehen bleiben und ob im Zuge von Reformen die Krankenhäuser bestehen bleiben.
Schlechter sieht die Versorgung mit Krankenhausbetten in den dünner besiedelten Gebieten im Süden Deutschlands aus. Hier konzentrieren sich die Krankenhäuser auf die Großstädte und sind zentralisierter.
Bildung
Die Bildung gilt als wichtiger Zukunftsindikator einer Region. Investitionen in den Bereich stellen sicher, dass Kinder und Jugendliche optimale Ausbildungschancen erhalten. Sie erhalten einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt und das Risiko sinkt, später einmal von Sozialleistungen abhängig zu sein.
Nahversorgung Grundschulen
Eine der Grundlagen im Bereich der Bildung stellt die Versorgung mit Grundschulen dar. Hierfür dient als Indikator der Anteil der Einwohner, die maximal 1km von einer Grundschule entfernt wohnen. Dann gelten sie noch als fußläufig erreichbar, sodass selbst Grundschulkinder eigenständig den Weg bewältigen können.
Ist die Grundschule hingegen weiter entfernt, sind die Schüler auf die Beförderung durch die Eltern oder den ÖPNV angewiesen. Dies stellt eine zusätzliche Belastung dar. Schüler erscheinen morgens möglicherweise übermüdet und Ihnen steht weniger Freizeit zur Verfügung. Auch Eltern müssen diesen Zeitaufwand hinnehmen, sodass weitreichende Abstriche hinsichtlich der Lebensqualität hinzunehmen sind.
Abiturquote
Die Abiturquote gibt an, wie hoch der Anteil an Schülern ist, die die schulische Laufbahn mit der allgemeinen Hochschulreife abschließen. Je höher der Anteil, desto bessere Voraussetzungen bestehen für die weitere Karriere.
Zwar besteht die Ansicht, dass in den vergangenen Jahrzehnten das Abitur immer inflationärer vergeben wird, doch besteht auf Grundlage des Zentralabiturs eine gute Vergleichbarkeit der Regionen in Deutschland.
Relativ niedrig ist die Abiturquote im Süden Deutschlands. Dies könnte darauf hindeuten, dass dort niedrigere andere Abschlüsse weniger stark an Bedeutung verloren haben. Hier bestehen selbst mit einem Hauptschulabschluss noch aussichtsreiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt, während in Großstädten der niedrigste Abschluss häufig mit einer Perspektivlosigkeit verbunden ist.
Schulabgänger ohne Abschluss
Während der Süden eine relativ niedrige Abiturquote aufweist, ist das Bild beim Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss deutlich anders. Hier weist der Osten Deutschlands Lücken auf, während der Süden besser dasteht.
So besteht je nach Region ein größeres Gefälle zwischen den Schülern. Im Süden verteilen sich die Schulabschlüsse gleichmäßiger über sämtliche Niveaus. Im Osten hingegen stehen teilweise mehr als 10 Prozent eines Jahrgangs ohne einen Schulabschluss dar, was die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt deutlich erschwert.
Kriminalität
Bedeutsam für das eigene Lebensgefühl ist die Sicherheit. Niemand möchte mit einem unguten Gefühl zu später Stunde das Haus verlassen, sondern sich in der eigenen Lebensführung nicht einschränken lassen. Als Faktoren für die Bewertung der Kriminalität werden die Anzahl der Straftaten sowie Wohnungseinbrüche herangezogen.
Anzahl der Straftaten
Die Anzahl der Straftaten ist pro 100.000 Einwohner angegeben. Hierbei handelt es sich um die erfassten Straftaten, sodass eine Dunkelziffer berücksichtigt werden muss.
Dennoch zeigt sich die deutliche Tendenz, dass der Süden Deutschlands wesentlich weniger Straftaten aufweist. Dort dürfen sich die Bewohner sicherer fühlen. Negativ fallen das Ruhrgebiet sowie der Osten Deutschlands auf. Dort sind die registrierten Straftaten am höchsten, was sich negativ auf die Lebensqualität auswirkt.
Wohnungseinbrüche
Als direkter Indikator, wie sicher die Einwohner sich in den eigenen vier Wänden fühlen dürfen, wird die Anzahl der Wohnungseinbrüche herangezogen. Diese sind ebenfalls anteilig auf die Einwohnerzahl bezogen.
Hier zeigt sich eine ähnliche Tendenz wie bei den Straftaten. Das Ruhrgebiet sowie der Osten Deutschlands weisen wesentlich mehr Wohnungseinbrüche auf. Auch im Norden ist die Lage nicht bedeutend besser.
Flächenstatistiken
Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst dafür, in der Großstadt oder zumindest angrenzenden Speckgürteln zu leben. Dies geschieht überwiegend vor dem Hintergrund der besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Für die Lebensqualität ist die städtische Umgebung wenig optimal. Studien zeigen, dass die Natur eine positive Wirkung auf das Wohlbefinden besitzt. Daher werden nachfolgend Indikatoren betrachtet, welche sich mit der Naturnähe beschäftigen und somit die Lebensqualität beeinflussen.
Erholungsfläche
Als Erholungsfläche gelten unbebaute, unversiegelte Flächen. Sie dienen als Sportplatz oder Erholungsfläche und bieten einen wichtigen Ausgleich für das städtische Leben. Zudem wirken sie sich positiv auf das lokale Kleinklima aus und stellen einen Rückzugsort für die Fauna dar.
Zu den Erholungsflächen zählen Parks, Grünanlagen, Campingplätze oder Schrebergärten. Die Fläche ist im Verhältnis zur Einwohnerzahl angegeben.
Für diese Werte besitzen dünner besiedelte Gebiete einen deutlichen Vorteil. Der Osten schneidet besser ab und jedem Bewohner steht durchschnittlich mehr Erholungsfläche zur Verfügung.
Naturnahe Flächen
Während Erholungsflächen bewusst von der Stadt oder Gemeinde angelegt werden können, sind naturnahe Flächen komplett naturbelassen. Dies sind unter anderem Moore oder Heideflächen, welche im natürlichen Zustand belassen wurden. So drückt dieser Indikator aus, wie viel natürliche Fläche pro Bewohner vorhanden ist.
Hierbei ist der Osten wiederum im Vorteil. Doch auch der Südosten sowie der Norden weisen umfangreiche naturnahe Flächen auf.
Wesentlich schlechter sieht es hingegen im Ruhrgebiet aus. Dieses ist deutlicher vom Eingriff des Menschen geprägt, sodass dort kaum mehr naturbelassene Flächen vorzufinden sind.
Wohnfläche
Auch die Wohnfläche gibt Auskunft darüber, wie hoch die Lebensqualität für die Haushalte ist. Eine kleine Wohnung lässt kaum Raum zur Entfaltung und wirkt einengend. Sie steht weniger mit der natürlichen Lebensweise des Menschen im Einklang. Eine größere Wohnfläche hingegen wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus.
Erwartungsgemäß ist die Wohnfläche in den Teilen mit einer höheren Bevölkerungsdichte geringer. Lediglich die östlichen Kreise stechen negativ hervor. Trotz des Bevölkerungsrückgangs steht Ihnen nicht mehr Raum zur Verfügung.
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Über den Autor
Sebastian Jacobitz
Seit Seinem Abschluss des Wirtschaftsingenieurwesens lebt Sebastian Jacobitz in Indonesien und hat dort den Bau zweier Häuser realisiert. Auf Wohnora teilt Er Sein Wissen und die persönlichen Erfahrungen rund um die Immobilienwelt.
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