Wer sich den Traum vom Eigenheim erfüllen möchte, musste in den vergangenen Monaten deutliche Zinssteigerungen hinnehmen. Der Leitzins wurde infolge der Inflation schrittweise auf aktuell 4,5 Prozent angehoben, was sich in höheren Bauzinsen äußert.

Zwar ist dadurch der Anstieg der Immobilienpreise unterbrochen worden, doch für Käufer sind die Aussichten durchwachsen. Es ist wieder mehr Eigenkapital erforderlich und die Vollfinanzierung rückt in weite Ferne. Auch eine längere Finanzierungsdauer wirkt sich spürbarer auf die Gesamtkosten aus.

Immobilienpreise Pronose 2024

Gegenüberstellung der Immobilienfinanzierung

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Immobilienfinanzierung in 2021

Immobilienfinanzierung in 2024

Vergleich der Immobilienfinanzierung

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Die Hoffnung besteht, dass die EZB den Leitzins wieder senkt und auf diesem Wege Banken günstiger Kapital bereitstellen. So würden die Bauzinsen sinken und die Finanzierung erschwinglicher werden.

Ist diese Erwartung berechtigt und wie sieht die Entwicklung in den kommenden Monaten aus?

Stabile Inflation

Der wichtigste Einflussfaktor hinsichtlich der Festlegung des Leitzinses ist die Inflation. Das oberste Ziel der EZB besteht in der Preisstabilität. Die Inflation soll sich um einen Zielwert von 2 Prozent bewegen. Dies würde für eine gesunde Wirtschaftslage sprechen und nur moderate Preissteigerungen bedeuten.

Die Anhebung des Leitzinses in den vergangenen Jahren war eine direkte Antwort auf die plötzlich sprunghaft auftretende Inflation. Diese befand sich zeitweise nahe der 10-Prozent-Grenze[1]https://www.statistikportal.de/de/inflation, sodass drastische Maßnahmen erforderlich waren.

In der Folge führten sowohl die FED als auch die EZB schrittweise einige Anhebungen des Leitzinses durch. Eine deutliche Abkehr des günstigen Kapitals, welches noch als Stütze während der Corona-Krise galt, war notwendig.

Mittlerweile hat sich die Inflation auf einem Wert nahe der 2-Prozent-Marke stabilisiert. Kontinuierlich ist die Inflationsrate gesunken, sodass die Maßnahme der EZB die gewünschte Wirkung entfaltet hat.

Nunmehr besteht die Gefahr, über das Ziel hinauszuschießen. Ein anhaltend höheres Niveau des Leitzinses könnte eine zu starke Belastung für die Wirtschaft darstellen. So mag zwar die Inflation auf dem Zielwert liegen, doch die Konjunktur enorm darunter leiden.

Um die Wirtschaft nicht unnötig auszubremsen, besteht die Aussicht auf eine Zinssenkung. Doch wann könnte die Entspannung auftreten?

Zu hohe Kerninflation

Die Messung der Inflation ist eine Herausforderung für sich. Es bestehen unterschiedliche Warenkörbe und ein Spielraum bei der Festlegung. So ist es nicht verwunderlich, dass die „gefühlte“ Inflation deutlich höher ist als die angegebenen 2 Prozent.

Die Kerninflation, welche besonders volatile Güter, wie Lebensmittel, Energie, Alkohol und Tabak ausschließt, befindet sich weiterhin auf einem relativ hohen Niveau von 2,9 Prozent. Dieser Wert ist bereits seit einigen Monaten stabil, ohne dass ein weiterer Abwärtstrend zu beobachten ist. Damit bewegt sich dieser über dem Zielwert von 2 Prozent.

Eine Senkung des Leitzinses ist daher kurzfristig nicht möglich. Experten warnen, dass dies die Inflation befeuern könnte.

Absenkung des Leitzinses Mitte des Jahres möglich

Unmittelbar ist noch keine Bewegung in Aussicht. Die EZB ist nicht gerade dafür bekannt, selbst voranzuschreiten, sondern folgt häufig in die Fußstapfen der amerikanischen FED. Diese hat jedoch bekräftigt, dass vorerst keine Absenkung beim Leitzins geplant ist.

Weniger festlegen möchten sich hingegen die Verantwortlichen der EZB.

Christine Lagarde, EZB-Präsidentin

„Im Juni werden wir viel mehr Daten und neue Projektionen haben“

„Im Juni werden wir viel mehr Daten und neue Projektionen haben“, sagte die EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Sie hält sich die Option für eine Senkung des Leitzinses offen.

Deutlich optimistischer schätzen andere Experten die Lage ein.

Andreas Bley, Chefvolkswirt des BVR

„Nur eine Kehrtwende bei den anstehenden Wirtschaftszahlen mit einem wider Erwarten erstarkenden Lohnanstieg oder einem Sprung der Inflation nach oben, könne eine Zinssenkung noch verzögern“

„Nur eine Kehrtwende bei den anstehenden Wirtschaftszahlen mit einem wider Erwarten erstarkenden Lohnanstieg oder einem Sprung der Inflation nach oben, könne eine Zinssenkung noch verzögern“, bewertet Andreas Bley, Chefvolkswirt des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), die Möglichkeiten einer Absenkung des Leitzinses.

Sollte die Wirtschaftslage sich also nicht drastisch ändern, gilt eine Absenkung des Leitzinses im Juni nach der Einschätzung einiger Analysten als wahrscheinlich. Die Prognosen zeigen, dass die Inflation den Zielwert erreicht, womit die Senkung zu rechtfertigen sei.

Leicht sinkende Bauzinsen

Obwohl der Leitzins bislang unverändert bleibt, wirkt sich die optimistische Stimmung bereits auf die Bauzinsen aus. Diese sind in der Erwartung auf langfristige Senkungen bereits geringfügig gesunken. Somit reagieren Banken auf die veränderte Lage und preisen diese ein.

Sollte es zur Leitzinssenkung im Laufe des Jahres kommen, sind die Auswirkungen auf die Bauzinsen wahrscheinlich minimal. Eine deutliche Veränderung des Niveaus ist nicht zu erwarten.

Erst im Jahr 2025 und den darauffolgenden Jahren könnten deutlichere Bewegungen hinsichtlich der Bauzinsen auftreten. Sinkt die Inflation weiterhin, trotz einer durchgeführten Senkung des Leitzinses, sind weitere Absenkungen wahrscheinlich.

So ist in diesem Jahr nur ein leichtes Abtasten zu erkennen, während ein spürbar niedrigeres Zinsniveau erst für frühestens 2025 anzunehmen ist. Wer früher mit dem Bau des Eigenheims beginnen möchte, muss also weiterhin über das nötige Kleingeld verfügen und dieses in Form des Eigenkapitals einbringen.

Zudem könnten kürzere Sollzinsbindungen für die Baufinanzierung vorteilhaft sein. Denn setzt sich die angestoßene Entwicklung fort, ist anzunehmen, dass in 5 Jahren die Bauzinsen unterhalb des jetzigen Niveaus liegen werden.

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