Auf einen Blick
Der Traum vom Eigenheim könnte in weite Ferne rücken, wenn in der Vergangenheit die Schuldenlast so hoch war, dass nur mit einer Privatinsolvenz ein Ausweg bestand. Schließlich geht mit der Baufinanzierung eine langfristige Zahlungsverpflichtung einher und die Insolvenz zeigt an, dass die Bedienung der Kredite nicht mehr möglich war.
Doch seit dem Abschluss des Insolvenzverfahrens sind einige Jahren vergangen. Du hast Dein Einkommen erhöht und gelernt, gewissenhafter mit Deinem Geld umzugehen. Daher keimt wieder der Wunsch nach dem Kauf einer eigenen Immobilie auf.
Wie realistisch ist der Hauskauf nach einer Privatinsolvenz und welche Besonderheiten sind zu beachten? Befolge diese Tipps, um nach der Restschuldbefreiung[1] den Hauskauf erfolgreich abzuschließen.
Überblick über Privatinsolvenzen in Deutschland
In jüngeren Jahren besteht im Zusammenhang mit dem Geld meist ein lockerer Umgang. Es besteht der Wunsch, mit der ersten Ausbildung, sich etwas zu gönnen. Dabei besteht das Risiko, den Überblick über die eigenen Zahlungsverpflichtungen zu verlieren. Menschen häufen immer mehr Schulden an, die Sie nicht mehr bedienen können.
Ist das Einkommen so gering, dass die Zahllast erdrückend und eine Rückzahlung der Schulden unmöglich erscheint, hat der Staat das Instrument der Privatinsolvenz[2] geschaffen. Denn Schuldner sollen nicht für den Rest Ihres Lebens unter dem Druck der Zinsen leiden, sondern einen Ausweg erhalten. Im Rahmen der Privatinsolvenz besteht die Möglichkeit, nach einer Frist von drei Jahren sämtliche Schulden erlassen zu bekommen. Auf diese Weise erlaubt der Staat den Schuldnern einen Neustart.
Erlass der Schulden
Als Privatperson erlaubt das Insolvenzverfahren, dass nach einer Frist von drei Jahren die Schulden erlassen werden. Dadurch besteht die Möglichkeit eines Neustarts, falls eine Überschuldung aufgetreten ist.
Während des Insolvenzverfahrens sind jedoch einige Bedingungen zu beachten. So müssen Schuldner weiterhin daran mitarbeiten, eine möglichst hohe Zahllast abzutragen. Das eigene Leben findet dabei am Rande des Existenzminimums statt. Jegliches Einkommen, das die Pfändungsfreigrenze übersteigt, muss in die Schuldentilgung fließen. Die Privatinsolvenz ist daher kein Spaziergang, sondern eine Phase der Entbehrlichkeit. Bei einem positiven Mitwirken besteht aber die Aussicht auf die Restschuldbefreiung und ein Leben ohne Schulden nach dem Insolvenzverfahren.
Hindernisse für die Baufinanzierung aufgrund der Privatinsolvenz
Die Privatinsolvenz räumt Personen, die in der Vergangenheit über Ihre Verhältnisse gelebt haben, eine zweite Chance ein. Doch selbst, wenn dieses Verfahren weit in der Vergangenheit lag, könnte dies Auswirkungen auf die eigene Kreditwürdigkeit besitzen.
Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass die Restschuldbefreiung über einen Zeitraum von drei Jahren noch bei der SCHUFA vermerkt ist. Dort ist festgehalten, dass in der Vergangenheit das Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Dies ist ein deutlicher Makel für die eigene Bonität.
Eine Zusage für eine Baufinanzierung zu erhalten, falls noch die Restschuldbefreiung bei der SCHUFA hinterlegt ist, gilt als äußerst unwahrscheinlich. Darlehensgeber sehen von der Bereitstellung einer solch großen Summe, wie sie beim Immobilienkauf üblich ist, lieber ab. Denn ihnen ist das Risiko zu hoch, dass erneut ein Zahlungsausfall droht.
Geringe Bonität
Die Privatinsolvenz ist ein Zeichen dafür, dass Du in der Vergangenheit kein zuverlässiger Schuldner warst. Es besteht die Angst, dass es wieder zu einem Zahlungsausfall kommt, weshalb die Baufinanzierung deutlich erschwert ist.
Realistischer ist eine Zusage erst, wenn die SCHUFA Auskunft sauber ist. Es dürfen keine Negativeinträge vorhanden sein. Dies trifft bei der Restschuldbefreiung nach rund drei Jahren zu. Erst danach ist nach außen hin nicht mehr unmittelbar erkennbar, dass in der Vergangenheit der Weg einer Privatinsolvenz beschritten wurde.
Nach der Privatinsolvenz solltest Du zudem daran arbeiten, Dein Einkommen zu erhöhen und keine neuen Schulden aufnehmen. Erst dann steigt kontinuierlich Deine Bonität, sodass eine Baufinanzierung zukünftig möglich ist.
Tipps für eine erfolgreiche Baufinanzierung trotz Privatinsolvenz
Für die erfolgreiche Vergabe des Darlehens ist ausschließlich relevant, wie ernst die Bank das Ausfallrisiko bewertet. Kommt diese zur Einschätzung, dass Du fähig bist den Kredit mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu bedienen, steht einem Abschluss nichts mehr im Wege.
Die vergangene Privatinsolvenz stellt jedoch einen so beachtlichen Makel dar, dass Banken meist von der Vergabe des Kredites absehen, wenngleich ein ausreichend hohes Einkommen besteht. Sie bewerten aufgrund der Vergangenheit die Finanzierung als zu unsicher. Selbst, wenn die eine positive Zusage eintrifft, geht dies mit höheren Zinsen einher, welche über die gesamte Kreditdauer einen enormen Mehraufwand darstellen.
Möchtest Du Deine Chancen auf eine Zusage erhöhen und den Zinsaufschlag minimal halten, dann befolge die nachstehenden Tipps.
Mehr Eigenkapital bereitstellen
Das Eigenkapital stellt die finanziellen Mittel dar, welche Du selbst beim Hauskauf einbringst. Es handelt sich um Dein Erspartes, welches Du in den vergangenen Jahren nach der Restschuldbefreiung aufgebaut hast.
Für die Immobilienfinanzierung gilt ein Anteil von 20 bis 30 Prozent des Eigenkapitals an der gesamten Finanzierungssumme als üblich. Damit besteht eine ausreichende Sicherheit, sodass ein Ausfall des Hauskredits mit keinem Schaden verbunden wäre.
Sicherheit vor Zahlungsausfall
Ist Deine Kreditwürdigkeit angeschlagen, solltest Du einplanen, mehr Eigenkapital in die Finanzierung einzubringen. Dies schütz den Darlehensgeber, falls es zu Zahlungsschwierigkeiten kommen sollte.
In Deiner Situation nach einer Privatinsolvenz solltest Du den Anteil des Eigenkapitals erhöhen. Dies trägt zur Sicherheit bei und senkt langfristig den Zinsaufwand. Allerdings bedeutet dies auch, dass Du noch einige Jahre länger Dein Einkommen für das Haus sparen oder Abstriche bei der Immobilie hinnehmen musst.
Bürgen einbringen
Gilt die eigene Kreditwürdigkeit nicht als ausreichend, hilft die Bürgschaft als weitere Absicherung für die Baufinanzierung. Der Bürge[3] haftet für die Zahlungsverpflichtungen und gewährt dadurch einen Schutz vor Rückständen bei den Kreditzahlungen.
Allerdings sind die Verpflichtungen so hoch, dass in der Regel nur die eigenen Eltern als Bürge infrage kommen. Verfügen Sie über eine zuverlässige Kreditwürdigkeit, verteilen sich die Risiken auf mehreren Schultern. So ist es doch noch möglich, einen Hauskredit aufzunehmen.
Sicherheiten vorweisen
Nach der erfolgreichen Privatinsolvenz beginnt das Leben aus finanzieller Sicht wieder bei 0. Gelang es bereits ein kleineres Vermögen aufzubauen oder Wertgegenstände zu erwerben, können diese als Sicherheit für den Immobilienkredit dienen.
Auch eine andere Immobilie könnte als Unterstützung herangezogen werden. Je höher die vorweisbaren Sicherheiten, desto geringer sind die Risiken für den Darlehensgeber.
Langfristig die Kreditwürdigkeit verbessern
Die Privatinsolvenz mag nach drei Jahren abgeschlossen sein. Doch es dauert wesentlich länger, das notwendige Vertrauen als verlässlicher Schuldner aufzubauen. In der SCHUFA-Auskunft sind noch die Einträge der Restschuldbefreiung enthalten und die Bewertung fällt entsprechend gering aus. Erst mühsam gelingt es in den nächsten Jahren den Score zu verbessern.
Achte also penibel darauf, dass Du keinerlei Zahlung versäumst und begleiche die Rechnungen umgehend. Es dauert zwar seine Zeit, doch mit den Jahren spiegelt sich diese Zuverlässigkeit auch in der Bonität wider.
Privatkredit aufnehmen
Erscheint trotz der Bemühungen die Situation aussichtslos und stellen Banken kein Darlehen zur Verfügung, solltest Du an anderer Stelle nach dem Kredit fragen. Möglich ist hierbei ein Privatkredit.
Wende Dich an Deine Eltern oder nahe Verwandten, um nach der benötigten Geldsumme zu fragen. Diesen Personen könnte es aufgrund der persönlichen Nähe weniger um einen Gewinn aus der Kreditvergabe gehen, sondern die Hilfe im Vordergrund stehen.
An anderer Stelle ist bei einem Privatkredit eine größere Vorsicht geboten. Die Zinskonditionen grenzen meist an Wucher und würden wieder den Beginn der Schuldenfalle darstellen.
Nach der Privatinsolvenz den Hauskauf verwirklichen
Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Auch aus finanzieller Hinsicht gilt dieser Ansatz als gerechtfertigt. Denn schnell kann es passieren, dass junge Personen in die Schuldenfalle geraten. Einmal die Übersicht über die Verträge verloren, übersteigen die Zahlungsverpflichtungen das verfügbare Einkommen bei Weitem.
Mit Abschluss der Privatinsolvenz gelten Schuldner jedoch als rehabilitiert. Sie haben alles daran gesetzt, um die Schulden zu tilgen und über den Zeitraum bewiesen, dass ein vernünftigerer Bezug zum Geld besteht.
Eine Zusage für eine Baufinanzierung ist dennoch unwahrscheinlich. Denn das Insolvenzverfahren ist noch bei der SCHUFA vermerkt und es hängt weiterhin der Ruf nach, ein unzuverlässiger Schuldner zu sein.
Um dennoch die Finanzierung trotz Privatinsolvenz abzuschließen, ist ein höherer Anteil an Eigenkapital erforderlich. Das Geld stellt eine höhere Sicherheit bereit, sodass Banken sich eher von einem Abschluss überzeugen lassen. Auch ein Bürge erhöht die Chancen auf eine die Zusage der Baufinanzierung. Informiere Dich, wo Du Dich dafür am besten beraten lässt.
So ist es zwar nicht unmöglich nach einer Privatinsolvenz ein Haus zu kaufen, doch die Finanzierung ist für die nächsten Jahre deutlich schwieriger. Daher ist wesentlich mehr Geduld erforderlich und es benötigt einen langfristigen Plan, um die Kreditwürdigkeit wieder zu erhöhen.
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Über den Autor
Sebastian Jacobitz
Seit Seinem Abschluss des Wirtschaftsingenieurwesens lebt Sebastian Jacobitz in Indonesien und hat dort den Bau zweier Häuser realisiert. Auf Wohnora teilt Er Sein Wissen und die persönlichen Erfahrungen rund um die Immobilienwelt.
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