Auf einen Blick
Als Vermieter oder guter Freund möchtest Du helfend zur Seite stehen, um die Wohnsituation des Messies zu verbessern. Instinktiv glaubst Du, dass es das Beste wäre, einfach den Müll zu beseitigen und beim Entrümpeln tatkräftig zu helfen.
Doch anders als erwartet, stellt dies keinesfalls eine Hilfe dar. Der Messie leidet unter der Aufräumaktion und nach kurzer Zeit tritt die Vermüllung wieder in gleichem Ausmaße auf.
Möchtest Du nachhaltig einem Messie helfen, sind dafür andere Vorgehensweisen erforderlich. Denn das Messie-Syndrom ist eine psychische Erkrankung[1], wobei das Horten von Gegenständen lediglich ein Symptom darstellt.
Um langfristig eine Verbesserung zu erzielen, sind die Ursachen der Erkrankung zu ergründen. Gab es bestimmte Auslöser oder Punkte im Leben, die plötzlich zu diesem Verhalten geführt haben?
Erfahre, wie Du einem Messie tatsächlich hilfst. Denn das Aufräumen stellt entgegen Deiner Erwartungen keine Lösung dar und geht lediglich mit einem höheren Leidensdruck einher.
Was ist unter dem Messie Syndrom zu verstehen?
Etwas Unordnung in der Wohnung ist keinesfalls ein Zeichen einer psychischen Erkrankung. Nicht immer finden wir genügend Zeit, um das dreckige Geschirr sofort abzuwaschen oder den Mülleimer zu leeren. Nach einem stressigen Arbeitstag bist Du auf der Suche nach Entspannung und möchtest Dich nicht mit solchen Arbeiten noch zusätzlich belasten.
In gewissem Maße ist die Unordnung nicht krankhaft. Sie ist einfach Ausdruck des Alltags und dass die Hausarbeit etwas liegen bleibt, ist keine Seltenheit.
Bei den meisten Messie Typen liegt hingegen ein wesentlich extremeres Verhalten vor, welches mit einer anderen Zielsetzung verbunden ist. Sie nehmen den Müll nicht als solches wahr, sondern verbinden diesen mit einem emotionalen Wert. Alte Zeitungen sind mit Erinnerungen verbunden und sämtliche Hinterlassenschaften scheinen nützlich zu sein.
Es ist also keinesfalls so, dass Messies nicht genügend Zeit hätten, um aufzuräumen, sondern dass schlichtweg der Wille dazu fehlt. Sie können sich nicht von alten Dingen trennen und mit der Zeit sammelt sich der Müll in der Wohnung an.
Müll mit Wert
Bei Messis herrscht nicht nur etwas Unordnung, sondern eine zunehmende Vermüllung. Sie sammeln Gegenstände, die für die meisten Menschen wertlos sind und einfach in den Abfall wanden. Für Messis besitzen sie jedoch einen Wert und praktisch alles wird aufbewahrt, da es von Bedeutung ist.
Neben alten Zeitschriften erkennst Du die Wohnung eines Messies aufgrund leerer Nahrungsmittelverpackungen, Geschirr sowie jeglicher Abfall, der sich dort einfindet. Für Messies ist das Aufräumen mit solch einer großen Anstrengung verbunden, dass Sie es allein nicht schaffen. Die Wohnräume sind kaum mehr als solche zu erkennen und die körperliche sowie seelische Gesundheit leidet deutlich darunter.
Das Messie-Syndrom ist demnach eine psychische Erkrankung, die eine Behandlung benötigt. Betroffene sind keinesfalls zu „faul“, um den Müll hinauszubringen, sondern können die Kraft nicht aufbringen, sich von alten Dingen zu trennen.
Bemerkenswert ist hierbei, dass einige Messies nach außen hin ein geordnetes Leben führen. Sie gehen einer geregelten Arbeit nach, erscheinen gepflegt und am Arbeitsplatz ist nicht zu erkennen, dass die Person am Messie Syndrom erkrankt ist.
Möglichkeiten einem Messie zu helfen
Beim Messie Syndrom handelt es sich um eine komplexe psychische Erkrankung. Für das Chaos musst Du eine gehörige Portion Verständnis mitbringen. Das Horten der Gegenstände ist lediglich ein Ausdruck der Erkrankung. Das Aufräumen stellt für Betroffene demnach keine Erleichterung dar, sondern ist mit einem größeren Leidensdruck verbunden.
Möchtest Du einem Messie helfen, dann gehe behutsam vor und versetze Dich in die Lage des Betroffenen. Suche professionelle Unterstützung[2] auf, um nachhaltig eine Verbesserung der Lebenssituation anzustreben.
Persönliches Gespräch führen
Es erscheint naheliegend, doch bei einigen Menschen scheint das Aufräumen der Wohnung im Vordergrund zu stehen. Im ersten Schritt solltest Du jedoch das Gespräch mit dem Messie führen.
Biete der Person Deine Hilfe an, sichere Deine Unterstützung zu und ergründe, welche Auslöser zum Auftreten des Messie-Syndroms geführt haben. Meist liegt ein traumatisches Erlebnis, wie der Tod eines nahestehenden Menschen, vor.
Komplexes Messie-Syndrom
Das Messie-Syndrom ist keinesfalls eine „Faulheit“, wegen der die Betroffenen nicht in der Lage sind aufzuräumen. Vielmehr ist es eine komplexe psychische Erkrankung, die die Behandlung einer dafür ausgebildeten Person benötigt. Versuche als Laie nicht selbst, die Gedankenwelt der Messies zu ergründen, sondern überlasse dies Therapeuten.
Als Laie solltest Du Dich gleichzeitig nicht zu sehr mit der Gedankenwelt des Messies befassen. Bewahre eine gewisse Distanz und versuche so schnell wie möglich, die Verantwortung an eine dafür ausgebildete Person zu übergeben.
Psychotherapie anstreben
Das oberste Ziel besteht darin, dass die betroffene Person einer Psychotherapie offen gegenübersteht. Sie erkennt, dass das Leben in dieser Weise nicht weitergehen kann und ist selbst an einer Verbesserung der Situation interessiert.
Stehe unterstützend zur Seite, um einen geeigneten Therapieplatz zu finden. Die Lage in Deutschland ist dahingegen leider wenig zufriedenstellend, da lange Wartezeiten bestehen.
Wende Dich sowohl an die Psychotherapeuten direkt als auch an den Patientenservice unter der Nummer 116117. Nach einer bestimmten Anzahl von Ablehnungen verpflichten sich Krankenkassen, einen Therapieplatz anzubieten. Dokumentiere daher sämtliche Kontakte, sodass der Betroffene relativ zügig in Behandlung geht.
Gemeinsames Aufräumen
Fühlt sich die betroffene Person im Rahmen der Psychotherapie dazu in der Lage, können erste Aufräumtätigkeiten beginnen. Der Fokus sollte hierbei darauf liegen, sämtliche Essensreste zu entfernen. Diese stellen eine der größten Gefahren dar, da sie Ungeziefer anziehen und die Gesundheit bedrohen.
Dieses Vorgehen sollte in Absprache mit dem Therapeuten geschehen. Ein alleiniger Vorstoß könnte zu einem Rückfall sowie einem Vertrauensverlust führen.
Eine komplette Entrümpelung der Wohnung ist alleine kaum möglich. Hierfür stehen Unternehmen bereit, die sich speziell auf Messie-Wohnungen konzentrieren. Verhandel einen Festpreis aus, um keine böse Überraschung zu erleben.
Übernahme der Therapie durch die Krankenkasse
Das Messie-Syndrom ist zwar bereits seit einem längeren Zeitraum bekannt, doch als medizinische Diagnose war es nicht definiert. Erst mit der Veröffentlichung des ICD-11 im Jahr 2019 ist das „Pathologische Horten“, eine eigenständige Erkrankung.
Es gehört zu den Zwangsstörungen und verwandten Störungen, welches sich durch die emotionale Bindung zu den Gegenständen auszeichnet. Diese erschwert. bzw. verunmöglicht das Entsorgen, sodass die Wohnung im Laufe der Zeit vermüllt.
Die Einordnung erleichtert die Abrechnung über die Krankenkasse. Betroffene können mithilfe der kognitiven Verhaltenstherapie die Zwänge überwinden und die Krankenkasse übernimmt die entstehenden Kosten.
Einem Messie nachhaltig helfen
Personen, die unter dem Messie-Syndrom leiden, ist mit dem alleinigen Aufräumen der Wohnung nicht geholfen. Es liegt eine psychische Erkrankung vor, die zuerst einer Therapie bedarf.
Möchtest Du einem Messie helfen, dann überzeuge die Person davon, sich in Therapie zu begeben. Sei bei der Suche nach einer Psychotherapie behilflich und sichere Deine Unterstützung zu.
Jegliche weitere Hilfe sollte von professionellen Stellen geschehen. Keinesfalls darfst Du Dinge einfach selbst, gegen den Willen des Messies, entsorgen.
Zunächst ist eine Therapie notwendig und erst danach führt das Entrümpeln zu einer langfristigen Verbesserung der Lage. Der Besuch von Selbsthilfegruppen ist eine weitere Option, in welcher sich die Menschen untereinander austauschen und Unterstützung erhalten.
Häufige Fragen
Weiterführende Links
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Über den Autor
Sebastian Jacobitz
Seit Seinem Abschluss des Wirtschaftsingenieurwesens lebt Sebastian Jacobitz in Indonesien und hat dort den Bau zweier Häuser realisiert. Auf Wohnora teilt Er Sein Wissen und die persönlichen Erfahrungen rund um die Immobilienwelt.
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