Auf einen Blick
Für Vermieter ist es der Albtraum schlechthin. Mieter ziehen in die Wohnung, die weder pünktlich zahlen, noch pfleglich mit dem Mietobjekt umgehen.
Als Mietnomaden werden diese Personen bezeichnet, die vorsätzlich die Miete nicht zahlen. Neben der versäumten Zahlungen kommen häufig noch Kosten für die Reinigung und Sanierung der Wohnung auf den Vermieter zu. Der Schaden geht schnell in den fünfstelligen Bereich und hinterlässt eine große Finanzlücke.
Um Dich vor Mietnomaden zu schützen und nicht auf einem Schaden sitzenzubleiben, solltest Du die Betrüger noch vor Abschluss des Mietvertrages erkennen. Vor dem Einzug musst Du Dir ein genaues Bild über die Interessenten verschaffen und verhindern, dass Mietnomaden in Dein Wohnobjekt einziehen. Nutze die nachstehenden Tipps, um ein vollständiges Bild von den Mietern zu erhalten, um solche Schäden abzuwenden.
Gewöhnliches Auftreten der Mietnomaden
Anders als oftmals vermutet, sind Mietnomaden nicht auf den ersten Blick erkennbar. Besonders Personen, die bereits seit längerer Zeit mietfrei von Wohnung zu Wohnung ziehen, haben das System perfektioniert und gelernt, wie Sie sich das Vertrauen des Vermieters erschleichen.
Mietnomaden treten meist gepflegt, höflich und seriös auf. Sie erwecken einen guten ersten Eindruck und hinterlassen nicht den Anschein, dass Sie später die Miete nicht zahlen möchten. Im Vergleich zu anderen Bewerbern stechen Sie eher noch positiv hervor. Da Mietnomaden einige Erfahrung bei Wohnungsbewerbungen gesammelt haben, ist dies kaum verwunderlich.
Aufgrund des positiven Auftretens und der guten Chancen auf die Zusage geben sich Mietnomaden nicht mit einfachen Wohnungen ab. Sie haben es häufig auf Objekte im höherpreisigen Segment abgesehen. Dort ist die Konkurrenz geringer und das persönliche Vertrauensverhältnis, welches Sie aufbauen, ist umso wichtiger.
Zur Besichtigung kommen Mietnomaden keinesfalls unvorbereitet. Sie bringen die wichtigsten Dokumente mit, die das Einkommen oder den Schufa-Score nachweisen. Dabei handelt es sich entweder um ältere Exemplare, Ausführungen von anderen Personen oder schlichtweg Fälschungen. Daher ist weiterhin eine gesunde Skepsis erforderlich und Du musst Dich selbst um die Prüfung der Mietinteressenten kümmern.
Nutze die folgenden Tipps, um die Mietnomaden zu entlarven. So fällst Du nicht auf diese Personengruppe hinein.
Das Erkennen der Mietnomaden mit der Bonitätsprüfung
Der wohl wichtigste Schritt zum Mietnomaden Erkennen ist die Bonitätsprüfung des Interessenten. Die Bonität gibt eine Auskunft über die Einkommensverhältnisse des Mieters. Verfügt dieser über ein regelmäßiges Einkommen, ist das Risiko geringer, dass ein vorsätzlicher Mietbetrug das Ziel ist. Verlange das Ausfüllen dieser Vorlage für den Einkommensnachweis, um eine Sicherheit über die Einkünfte zu erhalten.
Denn das Einkommen zeigt nicht nur an, dass das Geld zur Zahlung der Miete vorhanden ist. Es ist auch ein Zeichen dafür, dass der Mieter einer geregelten Arbeit nachgeht. Mietnomaden führen ein eher unstetes Leben und halten sich selten für längere Zeit an einem Ort auf. Daher befinden Sie sich seltener in einem Arbeitsverhältnis und beziehen entweder Sozialleistungen oder leben von unseriösen Geldquellen.
Bonitätscheck
Die Kreditwürdigkeit von Unternehmen sowie Personen werden in verschiedenen Auskunfteien bewertet. Diese sammeln eine Vielzahl an Daten, um daraufhin Rückschlüsse hinsichtlich der Zahlungsfähigkeit ziehen zu können. Auf diese Weise lassen sich vergangene Zahlungsversäumnisse nachweisen und es entsteht ein besserer Überblick über die Zahlungsmoral.
Die bekannteste Auskunftei in diesem Bereich ist die SCHUFA[1]. Daneben gibt es noch die Creditreform, Boniversum oder Infoscore. Indem Vermieter auf möglichst viele Informationen zurückgreifen, erhalten Sie eine höhere Sicherheit hinsichtlich der Mietzahlungen.
Einkommensnachweis
Die Auskunfteien geben einen Einblick in die Vergangenheit. Wurden Rechnungen immer pünktlich beglichen oder haben sich die offenen Schulden angehäuft?
Sicheres Einkommen
Mit dem Einkommen erhalten Vermieter eine Einsicht darüber, ob Mieter sich die Wohnung leisten können oder diese das Budget übersteigt. Dies schützt nicht nur vor Mietnomaden, sondern auch vor einem unfreiwilligem Zahlungsverzug der Mieter.
Ein aktuelles Bild vermittelt der Einkommensnachweis. Hierfür bieten sich die Gehaltsabrechnungen des Arbeitgebers an. Über die letzten Monate betrachtet zeigt sich, wie viel Geld zur Verfügung steht und ob damit die Zahlung der Miete realistisch ist.
Bei Selbstständigen ist der Einkommensnachweis schwieriger. Die Zahlungseingänge könnten schwanken und einen Arbeitgeber gibt es auch nicht. In diesem Fall bietet sich die Vorlage des letzten Steuerbescheids oder der Einnahmen-Überschuss-Rechnung an. Damit ist eine Jahresübersicht über die selbstständige Tätigkeit gewährleistet.
Vorsicht bei Fälschungen
Eine SCHUFA-Auskunft oder der Gehaltsnachweis gelten als absolute Grundvoraussetzungen für das Eingehen des Mietvertrages. Kaum ein Vermieter würde ohne Vorlage dieser Dokumente die Mietwohnung überlassen.
Dass Mietnomaden dennoch an neue Wohnungen gelangen, liegt häufig daran, dass Sie die Auskünfte fälschen. Daher müssen Vermieter auf die Sicherheitsmerkmale achten. Bei der SCHUFA-Auskunft ist im Original etwa ein Hologrammstreifen integriert, welcher bei Kopien oder Fälschungen nicht mehr vorhanden ist.
Persönliches Gespräch
Zu den Mietinteressenten sollte ein persönlicher Kontakt bestehen. Am ehesten eignet sich hierfür die Besichtigung der Wohnung. Indem Vermieter persönlich mit den Interessenten sprechen, erhalten Sie einen eigenen Eindruck über die Person.
Natürlich lässt sich auch hier nicht die genaue Absicht erkennen, dass die Miete gar nicht gezahlt werden möchte. Es ist aber eine größere Hürde, als wenn lediglich der Kontakt zum Makler besteht oder der Mietinteressent gar nicht persönlich erscheint. Wird ein persönlicher Kontakt vermieden und eher alles anonym erledigt, könnte dies ein Hinweis auf Mietnomaden sein.
Mieterselbstauskunft
Als Vermieter hast Du Dir bereits einige Informationen über die Einkommenssituation eingeholt. Im Rahmen der Mieterselbstauskunft könnten weitere Angaben interessant sein. Dort ist etwa festgehalten, wie die Wohnung genutzt wird und ob bei vorherigen Vermietern Mietschulden auftraten.
Eine Mieterselbstauskunft ist rechtlich nicht zwingend. Mieter können diese also verweigern und auf eine Abgabe verzichten. Stehen eine Vielzahl von Mietinteressenten zur Auswahl, können Vermieter sich dann aber auf diejenigen Personen konzentrieren, die zur Abgabe der Auskunft bereit waren.
In der Mieterselbstauskunft sind folgende Informationen enthalten:
Insbesondere die pünktliche Zahlung der Miete an die Vormieter ist ein interessanter Aspekt. Hierfür ist die Ausstellung einer Vormieterbescheinigung möglich. Damit wird bestätigt, dass beim vorherigen Mietverhältnis keine Mietausfälle auftraten.
Da auch dort Fälschungen möglich sind, sollten Vermieter die vorherigen Vermieter persönlich kontaktieren. Dort lässt sich klären, ob Auffälligkeiten bestanden oder es zu Problemen mit dem Mieter kam. Dies ist eine der sichersten Optionen, um sich vor Mietnomaden zu schützen.
Zahlung der Mietkaution
Um sich vor möglichen Schäden zu schützen, ist die Zahlung einer Mietsicherheit ein üblicher Bestandteil des Mietvertrages. Die Höhe beträgt maximal drei Monatskaltmieten und wird auf ein separates Konto überwiesen. Über das Geld darf der Vermieter nicht frei verfügen, sondern es muss als Sicherheit auf dem Konto verbleiben.
Kommt es bei Zahlung der Kaution bereits zu Schwierigkeiten, sollte dies ein Warnhinweis sein. Vorsicht ist geboten, wenn Mietinteressenten mit immer neuen Ausreden um einen Zahlungsaufschub bitten.
Keinesfalls sollte jedoch die Wohnungsübergabe erfolgen, bevor die Mietkaution eingegangen ist. Die Schlüssel werden demnach erst ausgehändigt, wenn die Kaution geleistet wurde.
So wird zumindest in einem geringen Rahmen der Schaden abgefedert. Die Kaution reicht zwar kaum aus, um die Folgen zu begleichen, doch stellt diese zumindest einen Anfang dar.
Internetrecherche
Eine zentrale online Mietnomaden Liste gibt es zwar nicht, aber einige Informationen sind frei im Internet erhältlich. Es reicht bereits aus, den Namen des Mietinteressenten zu googeln und die Suchmaschine könnte interessante Hinweise darauf geben, ob die Zahlungsmoral in der Vergangenheit eher zweifelhaft war.
Sämtliche Informationen einholen
Das Internet stellt bei der Suche nach der Person einige Informationen bereit. Diese sollten Vermieter nutzen, um ein vollständiges Bild vom Interessenten zu erhalten. So lässt sich besser die Zahlungsmoral einschätzen.
Auch die Prüfung der Social Media Präsenz gibt Aufschluss darüber, ob es sich um eine „echte“ Person handelt. Denn oftmals werden neben der Bonitätsauskunft auch weitere Dokumente, wie der Personalausweis gefälscht.
Sind die Profile in den sozialen Netzwerken authentisch und zeigen das Leben des Mietinteressenten, ist das Risiko geringer, dass eine falsche Identität genutzt wird. So fällt es leichter, Mietnomaden zu erkennen und Zahlungsausfällen vorzubeugen.
Typische Vorgehensweise der Mietnomaden
In Deutschland werden die Rechte der Mieter umfangreich geschützt. Damit wird verhindert, dass Vermieter das ungleiche Machtgefälle ausnutzen.
Einmal den Mietvertrag unterschrieben, haben Vermieter keinen Zutritt mehr zur Wohnung. Kommen die Mieter Ihren Zahlungen nach, ist es kaum möglich, das Mietverhältnis aufzulösen.
Hoher Schaden
Mietnomaden ziehen bereits in die Wohnung ein, mit dem Ziel, die Miete nicht zu begleichen. Bis zur endgültigen Dauer vergeht viel Zeit, in welcher Schäden am Mietobjekt auftreten und auf denen der Vermieter sitzen bleibt.
Was eine höhere Sicherheit für die Mieter bedeutet, kann von manchen Menschen bewusst ausgenutzt werden. Denn Mietnomaden haben kein Interesse daran, die Miete zu zahlen. Sie unterschreiben den Mietvertrag bereits mit dem Vorsatz, keine Zahlungen zu tätigen.
Während des Besichtigungstermins und dem persönlichen Kontakt geben sich die Mietnomaden aber noch seriös und freundlich. Es ist nicht erkennbar, was die eigentliche Absicht und welcher Schaden mit diesen Personen verbunden ist.
Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, weshalb es schwerfällt, Mietnomaden oder asoziale Mieter loszuwerden. Und selbst wenn die Mietschulden sich anhäufen, könnte die fristlose Kündigung der Mietnomaden sich über Monate hinziehen. Dabei sammeln sich beim Vermieter die Rechtskosten und der gesamte Prozess geht mit einem hohen Stress einher.
Zwar darf nach §543 BGB aufgrund des Zahlungsverzuges die fristlose Kündigung erfolgen, doch bis zur Räumung ist es dennoch häufig ein langer Weg. Bis die Räumungsklage durchgesetzt wird, leben die Mietnomaden weiterhin in der Wohnung, ohne dass der Vermieter sich einen Zutritt verschaffen darf.
§543 BGB
Jede Vertragspartei kann das Mietverhältnis aus wichtigem Grund außerordentlich fristlos kündigen. Ein wichtiger Grund liegt vor, wenn dem Kündigenden unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls, insbesondere eines Verschuldens der Vertragsparteien, und unter Abwägung der beiderseitigen Interessen die Fortsetzung des Mietverhältnisses bis zum Ablauf der Kündigungsfrist oder bis zur sonstigen Beendigung des Mietverhältnisses nicht zugemutet werden kann.
Wurde die Räumung durchgeführt, suchen die Mietnomaden sich ein neues Ziel. So ziehen Sie von Wohnung zu Wohnung, ohne jemals die Miete zu zahlen. Am Ende entstehen hohe Kosten für den Vermieter und dieser kann sich beim nächsten Mal nicht sicher sein, wieder auf solche Personen hereinzufallen.
Damit es bei Dir nicht zu solchen Mietausfällen kommt, ist eine möglichst genaue Hintergrundprüfung notwendig. So erkennst Du zwar nicht zu 100%, ob der Interessent sich später als Mietnomade entpuppt, aber Du senkst das Risiko beträchtlich.
Mietnomaden erkennen und vorbeugen
Als Vermieter bist Du daran interessiert, dass die Mietzahlungen pünktlich erfolgen und die Wohnung in einem möglichst gepflegtem Zustand bleibt. Während die meisten Mieter sich an den Mietvertrag halten und die Zahlung pünktlich leisten, sieht dies bei Mietnomaden anders aus.
Es wird geschätzt, dass rund 10.000 bis 15.000 Mietnomaden in Deutschland Ihr Unwesen treiben. Sie hatten von Anfang an nie vor, die Miete zu zahlen und wollen kostenlos den Wohnraum nutzen. Einmal die Schlüssel erhalten, profitieren Sie von den umfänglichen Mieterrechten und Sie aus der Wohnung zu werfen, ist mit einem hohen Aufwand verbunden.
Um nicht auf den Zahlungsausfällen und den Reinigungskosten sitzenzubleiben, müssen Vermieter vorab genau die Mietinteressenten prüfen. Führe einen gründlichen Background Check durch, in welchem Du Informationen über die finanzielle und berufliche Situation einholst. Auch persönliche Daten sowie vergangene Mietverhältnisse sind hierbei von Interesse.
Behalte im Hinterkopf, dass sämtliche Dokumente sowie der Personalausweis gefälscht sein könnten. Überprüfe diese auf Auffälligkeiten.
Keinesfalls solltest Du möglichen Ausreden Glauben schenken, wenn es bereits nach kurzer Zeit des Mietverhältnisses zu Zahlungsverzögerungen kommt. Leite gemäß den gesetzlichen Gegebenheiten die Kündigung sowie die folgende Räumung ein. Dann begrenzt Du den Schaden und die Mietrückstände häufen sich nicht über mehrere Jahre an.
Häufige Fragen
Weiterführende Links
Das Leben als Vermieter – Bist Du dafür geschaffen?
Mietnomaden – Erkennen, Schutz & Kosten
Darf der Hund im Gemeinschaftsgarten urinieren? – Vorschriften & Gerichtsurteil
Vermietung an Angehörige – Miethöhe, Absetzbarkeit & Steuern (inkl. Rechner)
Über den Autor
Sebastian Jacobitz
Seit Seinem Abschluss des Wirtschaftsingenieurwesens lebt Sebastian Jacobitz in Indonesien und hat dort den Bau zweier Häuser realisiert. Auf Wohnora teilt Er Sein Wissen und die persönlichen Erfahrungen rund um die Immobilienwelt.
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