Auf einen Blick
Das Rauchen stellt eine häufige Quelle von Streitigkeiten dar. Denn obwohl der Nachbar sich in Seiner eigenen Wohnung befindet, dringt der Qualm über das Treppenhaus oder den Balkon in Deinen Wohnbereich.
Während das Rauchen der Zigaretten legal ist, sieht die Rechtslage beim Konsum von Marihuana komplizierter aus. Darf der Nachbar in Seiner Wohnung kiffen und was kannst Du unternehmen, wenn dadurch eine Belästigung für Dich in Erscheinung tritt?
Hast Du Probleme mit Deinem Nachbarn, ist die Mieterhöhung unzulässig oder möchtest Du eine Mietminderung durchsetzen? Schildere Deinen Fall und ein Anwalt des Mietrechts meldet sich zeitnah bei Dir.
Gegenseitige Rücksichtnahme gefordert
Zunächst sei gesagt, dass das Kiffen in der eigenen Wohnung Sache des Mieters ist. Dies pauschal zu verbieten ist kaum zulässig, da das Recht auf eine freie Entfaltung besteht. Dem Mieter ist es also überlassen, sich in Seiner Wohnung so zu verhalten, wie Er möchte.
Die Grundvoraussetzung hierfür ist, dass eine gegenseitige Rücksichtnahme besteht. Dies gilt für das Rauchen ebenso wie für die Haustierhaltung in der Wohnung. Alls dies hat so zu erfolgen, dass für die Nachbarn keine Belästigung auftritt. Verhalten sich die Mieter unauffällig und fühlen sich die Nachbarn nicht gestört, besteht kaum eine rechtliche Handhabe.
Recht auf freie Entfaltung in der eigenen Wohnung
Das Kiffen ist in der eigenen Wohnung nicht grundsätzlich verboten. Aber der Nachbar muss darauf achten, dass keinerlei Belästigung für Dich auftritt. Dringt der Rauch in Deine Wohnung, besteht die Möglichkeit das Kiffen zu unterbinden.
Zudem bestehen großzügigere Regelungen, wenn es sich um die Grundbedürfnisse des Menschen handelt. Daher ist das Duschen auch nach 22 Uhr noch erlaubt, selbst wenn das Plätschern für Dich deutlich wahrnehmbar ist.
Solltest Du erfahren, dass der Nachbar gerne in Seiner Wohnung kifft, besteht keine Handhabe dagegen, insofern dies für Dich keine Beeinträchtigung darstellt. Erst, wenn das Kiffen Deine Wohnqualität vermindert, bestehen Möglichkeiten dagegen vorzugehen.
Gegen den kiffenden Nachbarn vorgehen
Was Nachbarn in Ihren eigenen vier Wänden unternehmen, ist eigentlich Privatsache und geht niemand etwas an. Doch das Kiffen könnte mit einer Belästigung für Dich einhergehen, weshalb Du das Rauchen unterbinden möchtest. Mit den folgenden Tipps findest Du eine Lösung für das Problem und fühlst Dich in Deiner Wohnung wieder wohler.
Gespräch suchen
Zunächst solltest Du das Gespräch mit dem Nachbarn suchen. Diesem ist vielleicht nicht bewusst, dass der Rauch in Deine Wohnung dringt und dadurch das Öffnen der Fenster nur eingeschränkt möglich ist.
Bitte den Nachbarn doch nur zu bestimmten Zeiten zu kiffen oder sich in die Wohnung zu begeben, damit der Rauch nicht zu Dir hineinzieht. Indem Du einen festen Zeitkorridor vereinbarst, kannst Du Dich besser darauf einstellen und Ihr findet einen gemeinsamen Kompromiss.
Jetzt liegt es am Nachbarn, sich daran zu halten. Eine völlige Aufgabe des Kiffens ist kaum möglich, sodass Du Wege finden musst, es zumindest weniger störend für Dich zu gestalten.
Mietminderung anstreben
Das persönliche Gespräch hat nichts gebracht und der Nachbar kifft weiterhin ständig. Er hat Seine Sucht nicht unter Kontrolle und nimmt keinerlei Rücksicht. Dies ist besonders störend, wenn der Rauch in das Kinderzimmer gelangt und sich dort ein Baby befindet. Es ist dem Qualm ausgesetzt und die Gesundheit leidet darunter.
Als nächster Ansprechpartner dient der Vermieter. Deine Wohnqualität ist beeinträchtigt, was einen Mangel begründet. Somit ist eine Mietminderung möglich, um eine Beseitigung des Mangels zu fordern.
Hierfür musst Du zunächst den Vermieter auf das Problem hinweisen. Belege mithilfe von Zeugen, wie intensiv der Geruch ist und dass der Rauch in Deine Wohnung gelangt.
Mietminderung bei Belästigung
Die Mietminderung darfst Du umsetzen, falls der Rauch wahrnehmbar in Deine Wohnung gelangt. Der Gestank und die Gesundheitsgefahr durch das Kiffen verringern deutlich Deine Wohnqualität. Entsprechend ist eine Mietminderung von bis zu 20 Prozent zulässig. Weise zunächst den Vermieter auf das Problem hin und setze die Mietminderung um, sollte keine Besserung eintreten.
Der Vermieter muss Deinem Hinweis nachgehen und den Nachbarn zu einem rücksichtsvolleren Verhalten bewegen. Neben einer Abmahnung steht auch eine Kündigung im Raum, sollten wiederholt Verstöße auftreten.
Bleibt der Vermieter untätig, dann setze eine Frist und führe die Mietminderung von bis zu 20 Prozent durch. Nutze die Online-Vorlage für Mietminderungen, um zügig und sicher Dein Recht durchzusetzen.
Auf Unterlassung klagen
Als weitere Option bleibt Dir noch der Klageweg. Liegt eine deutliche Geruchsbelästigung vor, können Gerichte das Verhalten des Nachbarn unterbinden oder zumindest einschränken.
Hierfür ist eine Zivilklage der richtige Weg. Das Gericht muss dann entscheiden, ob das Rauchen noch zur vertragsgemäßen Nutzung der Wohnung gehört oder die Belästigung nicht hinnehmbar sei.
Oftmals findet ein Kompromiss statt, sodass der Mieter nur bestimmten Zeiten rauchen darf. Ein komplettes Verbot ist hingegen unwahrscheinlich.
Gesundheitsrisiken durch den Passivrauch
Die Zusammensetzung von Tabakrauch und solchem, der beim Kiffen auftritt, sind voneinander zu unterscheiden. Entsprechend sind auch die Risiken zu differenzieren und individuell zu betrachten.
Schädigung der Bronchien
Sowohl im Tabakrauch als auch beim Marihuanarauch sind bedenkliche Mengen an Ammoniak vorhanden. Dieser schädigt die Flimmerhärchen in den Bronchien, welche für den Abtransport des Schleims zuständig sind. Das Einatmen des Ammoniaks beeinträchtigt diese Funktion, sodass Lungenprobleme auftreten.
Schwerwiegend ist hierbei, dass die Konzentration des Ammoniaks im Marihuanarauch rund 20 Mal höher ist als beim Tabakrauch. Die negativen Folgen sind demzufolge wesentlich stärker.
Arterien verengen sich
Während Atemprobleme und Schädigungen der Lunge als bekannt gelten, sind die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System weniger präsent. Doch auch hier zeigt sich der Einfluss des Marihuanarauchs.
Nach dem Einatmen des Rauches ziehen sich die Arterien zusammen. In der Folge ist die Gefäßfunktion gestört und der Bluttransport erschwert.
Verantwortlich hierfür sind wahrscheinlich die pflanzlichen Bestandteile des Rauches. Die Wirkung hält etwa drei Mal so lange an, wie bei einem gewöhnlichen Tabakrauch. Entsprechend erhöht ist die Gefahr, dass verhärtete oder verstopfte Arterien auftreten.
Weitere Symptome
Die Lunge und das Herz-Kreislauf-System leiden unter dem Einfluss des Cannabis besonders stark. Darüber hinaus treten allgemeine Symptome im Zusammenhang mit dem Einatmen des Rauches auf. Dazu gehören:
Die Beschwerden sind unmittelbar nach dem Einatmen des Rauches aus der Nachbarwohnung spürbar. Aufgrund der geminderten Lebensqualität sind Maßnahmen zulässig, die das Kiffen in der Wohnung einschränken.
Geringer Rauschzustand möglich
Für die Beurteilung der Gefahren durch das Kiffen in der Nachbarwohnung ist auch relevant, ob durch das Einatmen des Rauches ein Rauschzustand möglich ist. Insbesondere im Straßenverkehr könnten Probleme entstehen, wenn sich THC nachweisen lässt.
Der Einfluss durch den Passivrauch sei zwar gering, aber messbar. In einer Umgebung, in der Du intensiv dem Rauch ausgesetzt bist, können sogar die gesetzlichen THC-Grenzwerte überschritten werden. Somit drohen der Verlust des Führerscheins und weitere Konsequenzen.
Die Rauchmengen, die über den Balkon in Deine Wohnung dringen könnten, sind allerdings wesentlich geringer. Eine berauschende Wirkung oder Überschreitungen von Grenzwerten sind nicht zu erwarten. Du musst also keine Angst haben, dass Dein Führerschein in Gefahr ist, falls der Nachbar in Seiner Wohnung kifft.
Geruchsbelästigung durch das Kiffen
Der Geruch von Cannabis ist auffälliger als bei gewöhnlichen Zigaretten. Dieser ist so intensiv, dass er mitunter auch in Deiner Wohnung auftritt. Selbst, wenn der Nachbar nur auf dem Balkon dem Konsum nachgeht, könnte der Rauch über das Fenster in Deine Zimmer gelangen.
Das Einatmen des Rauchs ist mit einem Gesundheitsrisiko verbunden. Er erhöht das Krebsrisiko[1] und könnte zu Kopfschmerzen führen.
Auch der Geruch ist für Dich so unangenehm, sodass Du kaum mehr die Fenster öffnen kannst, falls der Nachbar wieder das Marihuana konsumiert. Dies stellt eine deutliche Einschränkung Deiner Lebensgewohnheiten dar, die Du nicht hinnehmen musst.
Gegen das Kiffen kannst Du gemäß Mietrecht vorgehen, wenn der Nachbar gegen den Grundsatz der Rücksichtnahme verstößt. Sein Verhalten geht mit einer Rauchbelästigung sowie einem starken Cannabisgeruch einher. Diese musst Du nicht einfach hinnehmen, sondern kannst Dich dagegen zur Wehr setzen.
Cannabisgeruch in Deiner Wohnung
In der eigenen Mietwohnung könnte der Nachbar auf die Idee kommen, dort Drogen zu konsumieren. Das Kiffen mag zwar als Kavaliersdelikt gelten, ist aber dennoch nicht uneingeschränkt erlaubt. So muss der Nachbar darauf achten, dass keine Geruchsbelästigung auftritt und der Rauch nicht in Deine Wohnung gelangt. Insofern ist das Kiffen nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
Sollte der Nachbar jegliche Rücksichtnahme vermissen lassen, musst Du dies nicht tolerieren. Die Möglichkeiten dagegen vorzugehen sind vergleichbar mit dem Rauchen gewöhnlicher Zigaretten.
Weise den Nachbarn zunächst auf die Belästigung hin und bitte Ihn, das Rauchen zu reduzieren. Tritt keine Verbesserung ein, bleiben Dir noch eine Mietminderung sowie eine Zivilklage.
Das Rufen der Polizei ist zwar zulässig, aber selten nachhaltig von Erfolg gekrönt. Meist ist dadurch das Nachbarschaftsverhältnis dauerhaft gestört, sodass ein friedliches Miteinander kaum mehr möglich ist. Versuche daher auf anderem Wege eine Lösung zu finden, um Deine Wohnung zu schützen.
Häufige Fragen
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Über den Autor
Sebastian Jacobitz
Seit Seinem Abschluss des Wirtschaftsingenieurwesens lebt Sebastian Jacobitz in Indonesien und hat dort den Bau zweier Häuser realisiert. Auf Wohnora teilt Er Sein Wissen und die persönlichen Erfahrungen rund um die Immobilienwelt.
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